Quelle: Neue Zürcher Zeitung
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie morgens an Ihren Arbeitsplatz kommen?
Benjamin Lakatos: Nach Covid? Menschen zu treffen! Generell freue ich mich darauf, die positiven Leistungen meiner Mitarbeitenden zu sehen, anzuerkennen und zu würdigen. Ich mag es, ihre Erfolge und Ergebnisse innerhalb des Unternehmens bekanntzumachen.
Und auf welche Dinge könnten Sie im Job verzichten?
Menschen, die versuchen, ihr Unvermögen durch kluge Argumentation zu überspielen und sich rauszureden. Ich bevorzuge Mitarbeitende, die sich auf die Resultate konzentrieren, so wie es Profisportler tun.
Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit in maximal drei Sätzen.
Ich möchte sicherstellen, dass die MET Group ein Ort für talentierte und hoch motivierte Menschen ist, die normale Leistungen übertreffen möchten. Ich gebe meinem Team Denkanstösse, um Lösungen zu finden.
Haben Sie diese Position schon immer angestrebt?
Ja, ich wollte immer ein Leader sein. Ich hatte oft das Gefühl, dass meine Ideen nicht genug Gewicht oder Anerkennung bekamen. Also suchte ich nach Möglichkeiten und Freiheiten, meine Ideen und Ziele in die Tat umzusetzen. Die Realität sah jedoch anders aus. CEO zu sein, hat nicht viel mit Freiheiten zu tun, sondern mit einer grossen Verantwortung.
Welche Ihrer Eigenschaften hilft Ihnen in Ihrer jetzigen Stellung am meisten?
Ich mag Menschen. Es sind die Menschen, an die ich zuerst denke und deren Vielfalt mich inspiriert. Nichts reizt mich mehr, als eine neue starke Perspektive.
Wie vielen Personen stehen Sie vor und welchen Führungsstil verfolgen Sie?
Wie jeder Eigentümer und jede Führungskraft versuche ich, die Organisation so weit wie möglich zu optimieren, meinem Führungsteam zu ermöglichen, «seine Arbeit zu machen», und das Unternehmen zu leiten. In persönlichen Beziehungen habe ich eine klare Haltung – mein Team von fast 800 Mitarbeitenden weiss genau, was ich von jedem Einzelnen erwarte.
Was raten Sie jemandem, der eine ähnliche Karriere einschlagen will?
Treten Sie diesen Weg nicht an, wenn Sie keine Leidenschaft und kein Gespür für Risiko und die Realität haben. Und geben Sie die Reise nicht nach fünf Jahren auf, nur weil es schwieriger ist, als Sie angenommen haben.
Wie werden Gender- und Diversity-Fragen in Ihrem Bereich geregelt?
Die MET Group beschäftigt Menschen aus mehr als 30 Ländern. Aus dieser Vielfalt ergibt sich automatisch eine gewisse Offenheit. Auf Ebene der Beschäftigten ist das Geschlechtergleichgewicht sehr ausgewogen, auf der obersten Führungsebene gibt es aber sicherlich Raum für Verbesserungen.
Welches sind zurzeit die grössten Herausforderungen für Sie und Ihr Unternehmen?
Ich habe drei Kinder: eine Tochter, einen Sohn – und die MET Group ist mein drittes Kind. Das Unternehmen hat das Alter eines Teenagers erreicht, dessen Hand ich nicht mehr halten muss. Es braucht jetzt eine andere Art von Führung. Meine persönliche Herausforderung besteht darin, Strukturen zu schaffen, in der MET ohne meine enge elterliche Aufsicht genauso erfolgreich agieren kann. Zusätzlich ist die grösste berufliche Herausforderung die Planung grösserer Akquisitionen in Europa. Eine Akquisition ist ein sehr heikler Moment im Leben eines Unternehmens – man muss sicherstellen, dass man tatsächlich wächst und nicht Probleme einkauft.
Welche Einflüsse haben aktuelle Megatrends wie Remote-Work, Online-Meetings oder E-Learning auf Ihren Arbeitsalltag?
Ich war kein Fan von Online-Meetings, aber die Corona-Pandemie hat mich eines Besseren belehrt. Jetzt können 60 bis 70 Prozent unserer Meetings zielgerichteter und schneller durchgeführt werden, insbesondere interne Sitzungen, die rein dem Informationsaustausch dienen.
Wie sehen Ihre nächsten Ziele aus?
Ich denke, dass die MET Group eines der Energieunternehmen ist, das von der Energiewende in Europa profitieren wird. Mein Ziel ist es, MET so zu positionieren, dass wir von der Wende nicht nur profitieren, sondern unseren Teil zum Transformationsprozess beitragen und die Veränderungen auf dem Energiemarkt vorantreiben können. Als Unternehmen aus der Region Mittel-/Osteuropa mussten wir doppelt so hart arbeiten, um unsere Stärken und Kompetenzen zu beweisen.
Zur Person
Benjamin Lakatos ist Gründer, CEO und Mehrheitseigentümer des europäischen Energieunternehmens MET Group. Er begann seine Karriere in der M&A-Abteilung des Öl- und Gaskonzerns MOL. Als er die Markttrends und Chancen erkannte, die sich durch die Änderung der EU-Gesetzgebung ergaben, entwickelte er einen neuen Geschäftsansatz und gründete MET im Jahr 2007. Unter seiner Führung wurde die MET Group zu einem unabhängigen, in der Schweiz ansässigen Energieunternehmen, das in 14 Ländern durch Tochtergesellschaften, 25 nationalen Gasmärkten und 22 internationalen Handelsplätzen vertreten ist.